Buch über einen anderen Umgang mit Demenz

In Ruhe verrückt werden dürfen

Das Durchschnittsalter von Pflegeheimbewohnern liegt zwischen 77 und 81 Jahre, und der Anteil altersverwirrter Menschen in Alten- und Pflegeheimen liegt bei rund 60 Prozent.

Menschen, die in Pflegeheimen arbeiten, müssen ihr Verhalten immer mehr den Bedürfnissen von Menschen anpassen, deren eigene Erlebniswelt sich Schritt für Schritt ver-rückt.

Das hier vorgestellte Buch ist  zwar bereits 1991 verfasst worden, sein Erfolg aber ungebrochen: 2008 wurde es zum 14. Mal aufgelegt. Das liegt vor allem daran, dass die Forderungen nach einem Wandel im Umgang mit demenzkranken Mensche auch heute aktuell und berechtigt erscheinen.

Verfasst haben es zwei Experten in Sachen Altenpflege: Erich Schützendorf und Helmut Wallrafen-Dreisow. Der eine Diplom-Pädagoge, Altenpfleger der andere, beiden arbeiten sie als Lehrbeauftragte an Hochschulen und Fachhochschulen.

Wenn die beiden Autoren „für ein anderes Denken in der Altenpflege plädieren“, dann tun sie dies nicht wortreich oder polemisch. Sie lassen vielmehr die Realität für sich selbst sprechen, indem sie Protokolle aus dem Pflegealltag wiedergeben. Dafür haben sie Fallbeispiele ausgewählt, die anhand von Videoaufzeichnungen dokumentiert werden konnten.

Damit zeigen sie wie “immer wieder Konflikte entstehen zwischen Pfleger/in und Bewohner, an denen oft genug beide Beteiligten leiden, in deren Verlauf aber der Altersverwirrte meist zum Verlierer wird“. Und so plädieren sie dafür, das Pflegepersonal darin zu unterstützen, sich sich von Normen und mit dem Heimalltag verbundenen Zwängen und ebenso von eigenen Wertvorstellung zu lösen.

Nur so könnten sie solche Konflikte auflösen oder ganz vermeiden. Eine solche Verhaltensänderung sei aber nur möglich, wenn sie durch professionelle Praxisbegleitung und Supervision sensibilisert und gefördert würde.  „Man müsste die Zuversicht haben können, in Ruhe den Verstand verlieren zu dürfen, und man müsste mit dem Gefühl leben können, dass die „normalen“ Menschen einen auch als Mensch behandeln werden, wenn man in eine andere Welt ver-rückt ist“ , wünscht sich deshalb das Autorenduo.

Das Buch wendet sich in erster Linie an Pflegepersonal in Heimen, eignet sich aber auch für Angehörige von demenzkranken Menschen. Denn gerade, wer auf der Suche nach einem geeigneten Heimplatz oder nach einer  Demenzwohngemeinschaft sind, muss während eines Besichtigungstermins beurteilen können, wie das Pflegepersonal mit den Bewohnern umgeht – den Blick dafür schärft dieses Buch.

Deshalb von uns


„In Ruhe verrückt werden dürfen“, Erich Schützendorf und Helmut Wallrafen-Dreisow, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2008, ISBN: 978-3-59610516-8

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