Pflegekurse für Angehörige
Die Pflegekassen sollen Schulungskurse unentgeltlich für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen anbieten. Das legt Paragraph 45 des Elften Sozialgesetzbuches (§ 45, SGB XI) fest, um „soziales Engagement im Bereich der Pflege zu fördern und zu stärken“. Die Kassen „beauftragen“ dafür Institutionen, Vereine und Pflegedienste, mit denen sie entsprechende Rahmenvereinbarungen treffen, damit die einheitliche inhaltliche Gestaltung und Qualität der Kurse gewährleistet ist.
Zwar ist dieses Gesetz nicht neu – es existiert seit 2002 mit der Einführung des Pflegeleistungsergänzungsgesetzes – ambulante Pflegedienste aber zum Beispiel haben solche Angebote seitdem nur allmählich entwickelt. Inzwischen gibt es in jeder Region verschiedene Kursprogramme und Anbieter
In den Pflegekursen werden pflegende Angehörige informiert über
- Mobilisierungs- und Lagerungsmethoden
- Rücken schonende Transfer-Methoden (z.B. vom Bett in den Rollstuhl)
- Ernährung und Vorbeugung (z.B. Dekubitus-Prophylaxe)
- Hilfsmittel und Rehabilitationsmaßnahmen
- Pflegeversicherung und Recht.
Die Teilnehmer können sich
- Anregungen und Tipps für ihre spezielle häusliche Situation holen
- über ihre persönlichen Probleme innerhalb der Pflegesituation sprechen
- sich mit ebenfalls Betroffenen austauschen
- Versagensängste abbauen
- verschiedene Entlastungsangebote kennen lernen.
Pflegekurse in ambulanten Pflegediensten
In den Regionalbüros der Krankenkassen erhalten pflegende Angehörige ein Verzeichnis mit ambulanten Pflegediensten, die Pflegekurse anbieten. Schulungen finden in den Pflegediensten statt und müssen mindestens 12 Einheiten von je zwei Stunden umfassen.
Pflegedienste übernehmen für die Teilnehmer die Versorgung ihrer pflegebedürftigen Angehörigen während der Schulungsstunden. Hat der Pflegebedürftige eine der drei Pflegestufen, rechnet der Dienst diese Leistung im Rahmen der so genannten Verhinderungspflege direkt mit den Pflegekassen ab. Wer nämlich einen „eingestuften“ Angehörigen pflegt, hat Anspruch auf Ersatzpflege (auch Verhinderungspflege) und kann sich bis zu 28 Tage pro Jahr vertreten lassen, das geht eben auch stundenweise.
Pflegekurs-Angebote von Vereinen und Initiativen
Die Deutsche Alzheimergesellschaft beispielsweise bietet Angehörigen eine Schulungsreihe, in der sie alles erfahren über den Verlauf der Alzheimer-Krankheit, über Pflegeversicherung und Entlastungsangebote und über rechtliche Themen.
Die Gesellschaft sucht außerdem so genannte Multiplikatoren, also Interessierte, die ihr 2003 mit dem Oskar-Kuhn-Preis ausgezeichnetes Schulungsprogramm durchführen. Dafür stellt sie umfangreiches Material bereit – Plakate, DVDs und Handouts. Über aktuelle Veranstaltungstermine informieren jeweils die regionalen Mitgliedsgesellschaften.
Ein weiteres Beispiel: Um Hilfsangebote für die Betroffenen zu bündeln, haben die Pflegeberater Martin Moritz & Martin Burka in Hamburg ein Kooperationsprojekt ins Leben gerufen, das ein Kursprogramm zu allen Themen rund um die Versorgung und Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger bietet.
In ihrer Angehörigenschule arbeiten sie eng mit Krankenhäusern, Krankenkassen und einem Beratungszentrum für Wohnraumanpassung zusammen und bieten daneben auch Beratung in ihren Büros, Schulungen zu Hause und im Krankenhaus. Kostenfrei sind die Angebote, wenn der zu Pflegende bereits eine Pflegestufe hat oder sie beantragt hat.
Pflegekurse als psychische Unterstützung für Angehörige
Pflegende Angehörige sind oft überlastet, erschöpft und ausgelaugt. Ihre Gesundheit ist durch Schlafmangel, tägliches Heben und Stützen gefährdet, ihr seelisches Gleichgewicht bedroht. Erschöpfung ist denn auch der am häufigsten genannte Grund dafür, dass sie das Angebot für Pflegekurse gar nicht in Anspruch nehmen – oder nur schwer dazu zu bewegen sind, daran teilzunehmen. Zudem glauben die meisten Pflegenden, über Pflege inzwischen alles Notwendige zu wissen, oder sie möchten ihren pflegebedürftigen Angehörigen nicht alleine lassen.
Dabei bestätigen die Teilnehmer von Pflegekursen, wie sehr sie von den dort vermittelten Inhalten profitiert haben. Aber vor allem der Austausch mit den anderen Betroffenen hat ihnen geholfen, mit ihrer schweren Aufgabe besser zurechtzukommen. Nicht selten entwickeln sich unter den Teilnehmern auch Freundschaften oder es entstehen im Anschluss an Kurse regelmäßige Gesprächsrunden, Selbsthilfegruppen und Stammtische.
Außer Krankenkassen geben auch Pflegestützpunkte, Seniorenzentren und Seniorenbüros Auskunft über Veranstaltungstermine für Pflegekurse in jeder Region.