Ratgeber & News

Gefährlichen Medikamenten-Mix vermeiden

Ältere Menschen haben häufig körperliche Beschwerden. Dabei leiden sie meist gleichzeitig unter mehreren dauerhaften Erkrankungen. Die häufigsten sind beispielweise  Herzschwäche, Diabetes, Bluthochdruck, Osteoporose, die Folgen eines Schlaganfalls, Demenz. Mediziner sprechen dann von Multimorbidität.

Üblicherweise werden also ältere Patienten deshalb mit mehreren Medikamenten behandelt, nicht selten stellt sich der Medikamenten-Mix als gefährlicher Arznei-Cocktail heraus. Denn jeder Wirkstoff eines Medikamentes hat neben seiner gewünschter Wirkung auch unerwünschte Nebenwirkungen und entwickelt zusammen mit den Wirkstoffen aus den weiteren Medikamenten sogenannte Wechselwirkungen.

Dazu kommt ein weiterer Effekt: Im Alter verlangsamen auch sämtliche Stoffwechselvorgänge, die Nieren können Giftstoffe nicht mehr so gut filtern wie noch in jungen Jahren und der Wasseranteil im Körper verringert sich. Und so kann die Wirkstoffkonzentration eines Medikaments im Körper ungewollt und unkontrolliert hoch sein.

Die Folgen von Nebenwirkungen und vor allem auch auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können Symptomen des Alterungsprozesses sehr ähneln: Desorientiertheit, Unkonzentriertheit, Schwindelgefühle oder Gleichgewichtsstörungen. Diese führen sehr häufig zu Stürzen mit Brüchen, die zu langer Bettlägerigkeit führen können.

Wer zusammen mit seinem Hausarzt einen Weg aus diesem Dilemma finden möchte, der sollte die PRISCUS-Liste nutzen: Hier geht es zum Download/Ausdruck der PRISCUS-Liste. Sie führt 83 Wirkstoffe auf, die zwar häufig in den Medikamenten für Senioren zu finden sind, die aber in ihrer Dosierung und Kombination mit anderen Wirkstoffen ungeeignet sind. Wer mehr Informationen haben möchte, der findet sie auf der Seite des Forschungsprojekt PRISCUS – Altern in Würde.

Für den Notfall richtig vorsorgen

In Situationen, in denen man plötzlich und ganz schnell persönliche Unterlagen benötigt, ist es gut, wenn alle wichtigen Dinge mit einem Griff verfügbar sind. Aber wer weiß schon so genau, was alles wichtig wird, wenn man selbst vielleicht nicht mehr in der Lage ist, alles Notwendige zusammenzustellen.

Für solche Fälle sollte man in einem Vorsorgeordner folgende Unterlagen zusammenstellen. Ein Notfallbogen erfasst wichtige Angaben zur Person sowie medizinische Angaben über (chronische) Krankheiten, Operationen, Krankenhausaufenthalte, Röntgenaufnahmen, Blutgruppe, Allergien und Unverträglichkeiten (z.B. bestimmte Medikamente), wichtige Medikamente und deren Aufbewahrungsort, Impfpass.

AWO-Ordner, Foto: Bruno SeigelEin weiteres Blatt weist persönliche Daten auf sowie Angaben über die Aufbewahrungsorte von Ausweis, Pass, Krankenversicherungskarte und Familienstammbuch. Dazu gehören auch Daten zu Krankenversicherung und -zusatzversicherung, Pflegeversicherung, Sozial- und Rentenversicherung.

Eine Liste führt die Kontaktdaten des Hausarztes und aller behandelnden Fachärzte auf, eine andere alle notwendigen Informationen über die nächsten Verwandten mit ihren Kontaktdaten. Auch Vorsorgeentscheidungen wie Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung gehören in diesen Ordner, ebenso wie die Entscheidungen für den Todesfall (Testament, Bestattungsvorsorgevertrag, Liste der im Todesfall zu benachrichtigenden Personen).

Wer sich Arbeit ersparen möchte oder eine Anleitung braucht, der kann es sich auch einfacher machen und beim AWO Landesverband Schleswig-Holstein einen solchen Vorsorgeordner bestellen. Er kostet 19,90 Euro und ist komplett bestückt mit Vordrucken und hilfreichen Zusatzinformationen.

Alkohol im Alter reduzieren

Die Wirkung alkoholischer Getränke verstärkt sich mit zunehmendem Alter. Das hat ganz unterschiedliche Gründe: Von Jahr zu Jahr wird der Wasseranteil im Körper geringer. Bei einem 70-Jährigen hat deswegen ein Glas Wein eine viele stärkere Wirkung als 20 Jahre zuvor, weil sich die getrunkene Menge an Alkohol auf weniger Körperflüssigkeit verteilt.

RotweinAuch sind die Körperzellen nicht mehr in der Lage, so viel Sauerstoff aufzunehmen wie noch in jungen Jahren. Das ist unter anderem der Grund dafür, dass unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit langsam abnimmt. Nervenzellen zum Beispiel aber brauchen rund 80% ihres Zell-Sauerstoffs, um Alkohol abzubauen. Mit dem Genuss von Alkohol tut man sich also keinen Gefallen, weil man auf diese Weise den Abbauprozess noch beschleunigt.

Und schließlich nimmt mit steigendem Alter auch die Fähigkeit der Leber ab, Schadstoffe abzubauen. Für diesen Abbau braucht sie wesentlich länger und ist auch regelrecht überfordert, wenn sie große Mengen auf einmal bewältigen muss.

Als Faustregel gilt: Senioren sollten stets unter den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angegebenen Tageshöchstmengen bleiben. Für  Männer sind das 20 Gramm und für Frauen 10 Gramm Alkohol. Ein Glas Wein mit 0,1 Litern entspricht etwa der Menge von 10 Gramm Alkohol.

Obst senkt Diabetes-Risiko

Obst senkt Diabetes-RisikoDer Einfluss einer ausgewogenen Ernährung auf die Gesundheit ist unbestritten. Eine neue europaweite Studie belegt dabei vor allem die Bedeutung von Obst als Schutz vor Diabetes. Das Risiko, an dem sogenannten „Alterszucker“ zu erkranken (Typ 2 Diabetes), liegt bei den Freunden von viel frischem Obst 70 Prozent unter dem der Obstabstinenzler. Natürlich sollte eine obstreiche Kost einhergehen mit einer ausgewogenen Ernährung ohne viel Fleisch, hellem Brot, Hülsenfrüchten, zuckerhaltiger Limonade oder Bier.

Die Wirkung von Apfel, Birne und Co. in Kombination mit anderen gesunden Lebensmitteln senkt das Risiko der Diabetes-Erkrankung unabhängig vom Alter oder anderen Faktoren wie Geschlecht oder Gewicht.

Brokkolisprossen schützen vor Magengeschwür

Die Sprossen von Brokkoli schützen den Magen vor dem Bakterium Helicobacter pylori, dem vermeintlichen Hauptversursacher von Magengeschwüren. Eine US-Studie ergab, dass der Inhaltsstoff Sulforaphan die Ausbreitung des Bakteriums im Magen hemmt und somit den Verdauungstrakt vor Entzündungen und Geschwüren schützt.

BrokkolisprossenLaut eines Artikels im Fachblatt „Cancer Prevention Research“ untersuchten die amerikanischen Forscher zwei Gruppen Japaner, von denen eine acht Wochen lang täglich 70 Gramm frische Brokkolisprossen aß. Die zweite Gruppe aß dagegen Alfalfassprossen, die im Gegensatz zu Brokkoli kein Sulforaphan enthalten. Ergebnis: bei der Brokkoli-Gruppe wurden anschließend deutlich weniger schädliche Keime im Magen gemessen. Erst zwei Monate nach Ablauf der Brokkoli-Verkostung war das ursprüngliche Keim-Niveau wieder erreicht.

Eine Heilung von Magengeschwüren ist mit dem Gemüse demnach zwar nicht möglich. Aber die Forscher entdeckten damit erstmals einen Stoff zum Schutz vor Magenproblemen und hoffen jetzt auf ein Mittel zur Prävention von Magenkrebs.

Dicker Bauch fördert Herzinfarkt

Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht. Vor allem ein stattlicher Bauch belastet die Gesundheit. Denn während Hüften und Oberschenkel die Fettpolster vor allem als Energievorrat anlegen, produziert der Bauch in seinem Fettgewebe aggressive Stoffe, die das Risiko von Herzinfarkt und Diabetes erhöhen. Männer mit einem Bauchumfang von 102 Zentimetern sowie Frauen mit 88 Zentimetern Bauchumfang sollten deshalb verstärkt Sport treiben, um nicht nur etwas für Aussehen und Fitness zu tun, sondern auch das Herzinfarktrisiko aktiv zu bekämpfen. Die Wahl der Sportart ist dabei unerheblich, hauptsache, man ist vier- bis fünfmal wöchtentlich in Bewegung.

Müdigkeit: Bewegung statt Schlaf

Eine häufige Begleiterscheinung von Krebserkrankungen ist eine starke körperliche Erschöpfung. Die Patienten leiden unter ständiger Müdigkeit und Konzentrationsmängeln. Auch mehr Schlaf führt selten zu einer Verbesserung. Die Mediziner nennen diese Erschöpfung „Fatique“. Statt mehr Schlaf empfehlen sie mehr Bewegung. Gezielte Übungen können die Leistungsfähigkeit der Patienten schrittweise erhöhen. Doch Vorsicht ist geboten: durch den verminderten Energiehaushalt kann es schnell zu einer Überlastung kommen. Fatique-Patienten sollten sich deshalb bei der Krebsnachsorge einer Sportgruppe mit fachlicher Anleitung anschließen.

Grippeimpfung gegen Herzinfarkt

Patienten, die vor einem Herzinfarkt gegen Grippe geimpft wurden, haben eine höhere Überlebenschance als Klienten ohne Grippeimpfung. Das haben argentinische Forscher bei einer Studie mit 300 Herzkranken herausgefunden. Die Hälfte der Patienten wurde gegen Grippe geimpft, die anderen blieben ohne Impfung. Nach einem Jahr waren 17 Prozent der Herzkranken ohne Impfung verstorben, aber nur 6 Prozent der geimpften Gruppe. Die Forscher vermuten, dass bei einer Grippe verstärkt Stresshormone ausgeschüttet werden, die den Puls erhöhen und das Blut verdicken. Dadurch steige das Risiko eines Herzinfarkts. Eine rechtzeitige Impfung könne dem vorbeugen.

Koffein stärkt die Leber

Kaffee und Tee schützen vor Leberschaden. Vor allem Übergewicht, Diabetes und starker Alkoholkonsum sind eine große Gefahr für die Leber. Für eine Studie beobachteten US-amerikanische Forscher knapp 10.000 Probanden rund 20 Jahre lang und fanden heraus: wer mehr als zwei Tassen Kaffee, Tee oder andere koffeinhaltige Getränke am Tag konsumierte, bei dem sank das Risiko eines chronischen Leberschadens um rund 50 Prozent. Auf welche Weise das Koffein angeschlagene Leberzellen stärkt, konnten die Wissenschaftler noch nicht entschlüsseln. Eines aber ist klar: als Therapie für Leberkranke helfen auch Unmengen von Kaffee nichts.

Achtung: Die bei uns zur Verfügung gestellten Informationen sind kein Ersatz für ein Gespräch mit einem Arzt. Wir weisen ausdrücklich darauf hin das diese Informationen nicht zur Eigendiagnose geeignet oder zu verwenden sind!

Erholung und Rehabilitation für pflegende Angehörige

Medizinische Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen können verhindern, dass pflegende Familienmitglieder selbst zum Pflegefall werden.

Wer ein pflegebedürftiges Familienmitglied versorgt, erbringt jeden Tag rund um die Uhr körperliche Höchstleistungen, bekommt zu wenig Schlaf und ist hohen seelischen Belastungen ausgesetzt. Pflegende Familienmitglieder – über 80 Prozent sind übrigens Frauen – neigen außerdem dazu,  ihre eigenen Bedürfnisse einzuschränken und ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie einmal nur an sich denken.

Pflegende Angehörige vernachlässigen deshalb auch zunehmend ihre soziale Bindungen, Hobbys und Freizeitbeschäftigungen, achten meist wenig auf ihre eigene Gesundheit und wollen eigene Beschwerden lange nicht wahrnehmen. Pflegewissenschaftler verwenden für diese – auch bei professionell Pflegenden häufig vorkommende – Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse den Begriff “Selbstpflegedefizit”.

Ein Defizit mit schwerwiegenden Folgen: Denn die meisten Betroffenen bezahlen für das tapfere Durchhalten mit ihrer Gesundheit: Schwere Erschöpfungszustände, depressive Verstimmungen, psychosomatische Erkrankungen, Angst, chronische Kopfschmerzen, chronisch degenerative oder entzündliche Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates und Stoffwechselerkrankungen sind häufig die Folge dieser Überforderung.

Mit so genannten Kuren lassen sich drohende Krankheiten und Behinderungen verhüten und Risikofaktoren mindern. Regenerierende und gesundheitsfördernde Maßnahmen sollen außerdem den Abbau der Kräfte verhindern. Der Begriff Kur wird allerdings heute so nicht mehr verwendet, man spricht von medizinischen Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen.

So beantragen Sie stationäre Rehabilitation

In einem ausführlichen Gespräch mit Ihrem Hausarzt sollten Sie nicht nur über  körperliche Beschwerden sprechen, sondern auch Ihre Lebensumstände schildern. Werten Sie seelische Belastungen nicht als unbedeutende Nebensächlichkeit ab. Der Arzt empfiehlt eine Kur nämlich nicht nur nach der Schwere einer bereits bestehenden Erkrankung, er kann sie auch als Präventivmaßnahme anordnen, damit akute Gesundheitsrisiken nicht zu einer langfristigen Erkrankung führen. Seelische Belastungen gelten als erhebliches Gesundheitsrisiko. Machen Sie einen Selbst-Test, den Sie auf der Webseite der psychologischen Onlineberatung pflegen-und-leben.de finden

Gemeinsam mit Ihrem Hausarzt füllen Sie das Antragsformular aus, das Sie anschließend beim Kostenträger einreichen. Kostenträger ist zwar nicht automatisch die Krankenkasse, sie muss aber den Antrag entsprechend weiterleiten. Erhält die/der Antragsteller/in beispielsweise eine Rente, dann übernimmt die Kosten die Rentenversicherung.

Bei stationären Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen werden die Patienten ganztägig in einer Kurklinik behandelt und verpflegt. Sie sind grundsätzlich auf eine Dauer von drei Wochen ausgelegt und dürfen in der Regel alle vier Jahre wiederholt werden. Ambulante Vorsorgemaßnahmen haben ein Intervall von drei Jahren, und für  „medizinisch indizierte Ausnahmen“ wie etwa Rheuma ist eine frühere Wiederholung möglich.

Eine ambulante Vorsorge- oder Rehabilitationskur in anerkannten Kurorten (früher „Offene Badekur“) wird bei leichteren gesundheitlichen Störungen verordnet oder wenn bereits erste Risikofaktoren vorliegen. Sie wird nur in anerkannten Heilbädern durchgeführt. Der Kurort (rund 390 in Deutschland) ist im Einvernehmen mit dem Arzt weitgehend frei wählbar.

Die Kompaktkur hingegen sieht einen intensiveren Behandlungsablauf vor als die ambulante Vorsorgekur, wird aber nur für 30 bestimmte Krankheitsbilder (Indikationen) und nicht in allen Kurorten angeboten. Sie wurde gemeinsam von Kurorten und Krankenkassen entwickelt. Für diese beiden Kurformen werden jeweils nur die Arztkosten übernommen. Versicherte müssen 10 Prozent der Kosten für therapeutische Anwendungen tragen und 10 Euro pro Verordnung zahlen. Auch für Arznei und Verbandsmittel gilt die gesetzliche Zuzahlung. Für Unterbringung, Verpflegung, Kurtaxe und Fahrtkosten zahlen die Krankenkassen 13 Euro pro Tag, den Rest muss der Patient tragen.

Ambulante Rehabilitationsmaßnahmen in wohnortnahen, auch teilstationären Einrichtungen bieten alle medizinischen und therapeutischen Leistungen der stationären Variante, lassen sich aber nur realisieren, wenn entsprechende Angebote auch tatsächlich in Wohnortnähe liegen. Auch hier wird eine tägliche Zuzahlung von 10 Euro fällig.

Sonderform: Rehabilitation für pflegende Angehörige

Spezielle Kuren für Pflegende bieten bislang nur wenige: Ein besonders Angebot macht die AOK-Klinik Schloßberg in Bad Liebenzell ihren Mitgliedern. Sie werden in Gruppen drei Wochen lang von Fachpersonal psychologisch betreut, nehmen teil an Angehörigenschulungen und Themengesprächskreisen (z.B. über Demenz), erlernen Techniken zur Entspannung und Stressbewältigung, verbessern durch Rückenschule und Wirbelsäulengymnastik ihre körperliche Konstitution. Sie können sogar einen Internetführerschein erwerben, damit es ihnen möglich ist, nachhaltig Kommunikation und soziale Kontakte aufrecht zu erhalten.

Ein ähnliches Programm für „Mütter mit pflegebedürftigen Angehörigen“ hat das Antonie-Nopitsch-Haus in Bad Bevensen (Niedersachsen) entwickelt. Das Therapiezentrum ist eine von 84 Kureinrichtungen des Müttergenesungswerks. Die  seit mittlerweile 60 Jahre bestehende Institution unterhält außerdem 1.400 Beratungsstellen in Deutschland und bietet eine telefonische Kurberatung.

Noch spezieller: Reha für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz

Ganz speziell für pflegende  Angehörige von Menschen mit Demenz gibt es ein Angebot im Alzheimer Therapiezentrum (ATZ). Der Chefarzt im ATZ Ratzeburg (Schleswig-Holstein), Synan Al-Hashimy (Foto links), lässt pflegenden Angehörigen die Wahl: „Sie entscheiden, ob sie die Behandlung hier allein durchführen möchte, oder ihren demenzkranken Angehörigen mitnehmen. Dann allerdings besteht die Möglichkeit, gemeinsame Therapien mit dem pflegenden Angehörigen durchzuführen. Der demenzbetroffene Angehörige wird auf Wunsch im benachbarten Pflegehaus als Gast aufgenommen und dort betreut und gefördert“. Der Leiter des Zentrums in Ratzeburg stellt aber immer wieder fest: „Der Erfahrung nach kommen die Patienten zu spät zu uns.“ Deshalb gilt es, rechtzeitig die typischen Symptome im Selbsttest erkennen (siehe oben).

Während eines dreiwöchigen Reha-Aufenthalts gibt es psycho-, ergo-, physio-, musik- und kunsttherapeutische Angebote. Schulungen zum Umgang mit Demenzkranken gehören ebenso ins Programm, wie Beratung und Unterstützung z.B. bei der Beantragung von Pflegestufen.

Ob man die Anforderungen für eine Rehabilitations erfüllen, das überprüft der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK).  Dafür wird die Krankenakte gelesen – seit 2008 lediglich stichprobenartig. Es können aber auch körperliche Untersuchungen angeordnet werden – Pflicht sind sie bei Verlängerungsanträgen.

Wer sich bisher gescheut hat, eine Reha zu beantragen, sollte sich nur einmal vorstellen: Wie wäre es, wenn ich körperlich oder seelisch gar nicht mehr in der Lage wäre, mich um meinen pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern? Nutzen Sie deshalb regenerierende und gesundheitsfördernden Maßnahmen ganz bewusst und kommen Sie gestärkt, gut erholt und mit neuem Mut zurück.

Foto: Alzheimer Therapiezentrum Ratzeburg

Umgang mit demenzkranken Menschen – es gibt noch viel zu lernen

1,3 Millionen Menschen leiden hierzulande an Demenz, und dennoch hat der Umgang mit dieser Krankheit als Diskussionsthema die Tabuzone noch immer nicht verlassen. Das mag auch mit dem Stand der medizinischen Forschung zusammenhängen: Es gibt noch keine Chance auf Heilung. Die Anzahl der Erkrankten wird sich aktuellen Untersuchungen zufolge in den kommen zwanzig Jahren mindestens verdoppeln, eher verdreifachen.

Umso wichtiger ist es, das die Gesellschaft vor der Krankheit und ihren Konsequenzen nicht länger die Augen verschließt. Demenz ist ein unübersehbarer Teil des Alters, und die betroffenen Menschen sowie deren Angehörige gehören mit all ihren Problemen ins Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit.

Das Buch „Komm her, wo soll ich hin? – Warum alte und demenzkranke Menschen in unsere Gesellschaft gehören“ von Sophie Rosentreter beschäftigt sich mit der gesamten thematischen Bandbreite und ist ein Appell an uns alle.

Ehemals stand sie als Model und MTV-Moderatorin in der Öffentlichkeit, hat dieses Berufsfeld dann aber verlassen und ihre demenzkranke Großmutter bis zu deren Tod neun Jahre lang gepflegt. Damit gehört sie zu den zahlreichen Menschen, die sämtliche Facetten dieser Tätigkeit kennengelernt haben. Ihre entscheidende Erkenntnis: Wir alle können demenzkranke Menschen nur dann erreichen, wenn wir uns in ihre Welt begeben und dort die Ausgangspunkte suchen für unterstützende und begleitende Projekte.

Rosentreter gründete zur Umsetzung ihrer Ideen und Visionen das Unternehmen „Ilses weite Welt“ (www.ilsesweitewelt.de) und bietet dort neben einer Fülle von weit greifenden Informationen auch Gegenstände und Filme an, die Angehörigen und Betreuern Zugang und Umgang mit Demenzkranken erleichtern können. Auch ihr Buch ist ein solches Angebot und unterscheidet sich von anderer Ratgeber-Literatur durch ihren persönlichen Ansatz: Es ist entscheidend wichtig, Begrenzungen aufzubrechen, veraltete Strukturen aufzulösen – Neues zu wagen.

„Komm her, wo soll ich hin?“ ist nicht nur ein warmherziger Erfahrungsbericht. Das Buch bietet eine ausführliche und hilfreiche Zusammenstellung zahlreicher wichtiger Anlaufstellen sowie Hilfs- und Kontakthinweise. Die Journalistin Marion Seigel (www.carecomm.de) beschäftigt sich seit 2005 mit den Themen Altenpflege und Demenz, sie schreibt für die Pflegefachpresse, unter anderem regelmäßig für Das Pflegeportal (weshalb diese Buchbesprechung von Das Pflegeportal-Mitarbeiterin Dörte Eilers verfasst wurde) , sie hält Vorträge und veranstaltet Workshops. Seit der Gründung von „Ilses weite Welt“ im Jahr 2010 arbeitet sie eng mit Sophie Rosentreter zusammen, so auch für das vorliegende Buch.

Rosentreters Erfahrungsbericht besticht durch die Mischung aus persönlicher Betroffenheit und ausgeprägter Sachkenntnis.

Deshalb von uns:

„Komm her, wo soll ich hin? – Warum alte und demenzkranke Menschen in die Mitte unserer Gesellschaft gehören“, Sophie Rosentreter und Marion Seigel, Westend, Frankfurt/M. 2012, ISBN: 978-3-86489-008-4

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Pflegebedürftig. Der Ratgeber

Für alle Fragen rund um das Thema Pflegeversicherung, Wohnen, Betreuen, Pflege und Recht

In Deutschland gibt es 2,34 Millionen pflegebedürftige Menschen – eine Tatsache, die vielen längst bekannt ist. Auch, dass mit zunehmendem Alter das Risiko einer Pflegebedürftigkeit steigt. Und trotzdem setzen sich die meisten Menschen erst dann mit dem Thema Pflege auseinander, wenn sie selbst oder ein Angehöriger plötzlich zum Pflegefall werden.

Im Mittelpunkt stehen dann beispielsweise folgende Fragen: Was bedeutet eigentlich Pflegebedürftigkeit nach dem Gesetz? Welche Ansprüche kann ich für mich oder meinen Angehörigen geltend machen? Welche Möglichkeiten des Wohnens im Alter gibt es?

Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Ratgeber „Pflegebedürftig“ von Uwe Wolfs ausführlich und befasst sich neben den sozialen Aspekten vor allem auch mit wichtigen rechtlichen und finanziellen Fakten.

Dabei geht der Autor besonders auf die Klärung des Begriffes der Pflegebedürftigkeit nach dem Sozialgesetz ein: Er beschreibt, was die einzelnen Verrichtungen – das sind Pflegehandlungen oder Hilfestellungen bei der Pflege –  bedeuten. Dazu bereitet er mit nützlichen Informationen und Tipps (z.B. das Führen eines Pflegetagebuchs) auf die Begutachtung durch den MDK vor. Dieses komplexe Thema setzt Wolfs, Pädagoge im Bereich der Pflege, anhand eines fiktiven Beratungsgespräches um und macht es so verständlicher für einen Laien.

Den zweiten Schwerpunkt des Buches bilden die klassischen Wohn- und Betreuungsformen: Von der Wohnraumanpassung in den eigenen vier Wänden über das betreute Wohnen bis zu den ambulanten und stationären Lösungen werden die Möglichkeiten anhand von nützlichen Fallbeispielen erläutert. Der Autor greift dabei auch immer wieder das besonders wichtige Thema der Finanzierung. Zusätzlich werden dem Leser zu jedem Kapitel verschiedenen Checklisten und weiterführende Adressen bereitgestellt, die es ihm erleichtern, einen Überblick zu behalten und an wichtige Punkte in der eigenen Planung zu denken.

Hervorzuheben sind auch zwei Kapitel, die sich mit weiteren rechtlichen Aspekten befassen, die im Falle einer Pflegebedürftigkeit beachtet werden müssen. So werden in kurzer und übersichtlicher Form Themen wie die Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht oder Freiheitsentziehende Maßnahmen dargestellt.

„Pflegebedürftig. Der Ratgeber“ von Uwe Wolfs bietet dem Leser eine verständliche und klar strukturierte Darstellung zu vielen relevanten Themen, die bei Pflegebedürftigkeit auftauchen. Besonders der rechtliche Bezug und die Fallbeispiele machen das Buch zu einem guten Leitfaden und verdienen deshalb:

„Pflegebedürftig. Der Ratgeber“, Uwe Wolfs, alcorde Verlag, Essen 2010

ISBN:  978-3-939973-50-8

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Wohnen im Alter planen und organisieren

Im Alter – aber nicht zu spät – sollte jeder von uns seine Wohnsituation neu überdenken:  Sei es, weil die Kinder aus dem Haus sind und zu viel Raum vorhanden ist, größere Flächen nur noch mit Mühe bewirtschaftet werden können oder aus gesundheitlichen Gründen. Vielleicht aber auch, weil man einfach Lust hat, im Ruhestand noch einmal einen anderen Ort, vielleicht auch im Ausland, kennen zu lernen.

So vielfältig wie die Gründe für eine solche Veränderung sein können, so unterschiedlich präsentieren sich auch die Möglichkeiten und Konzepte, die sich für ein altersgerechtes Wohnen eröffnen. Der Ratgeber von Sylvia Görnert-Stuckmann liefert die nötigen Hintergrundinformationen und soll nicht nur ältere Menschen dazu anregen, sich frühzeitig mit dem Wohnen im Alter auseinanderzusetzen.

Neben der genauen Abgrenzung und Erklärung der nicht immer korrekt verwendeten Begriffe (z.B. barrierefreies Wohnen, gemeinschaftliches Wohnen etc.) werden in knappen Abschnitten  die einzelnen Formen der Pflege – von ambulant bis vollstationär – aufgeführt und beschrieben. Zahlreiche neue Betreuungs- und Wohnformen stellt die Sozialpädagogin und Dozentin an einer Krankenpflegeschule vor. Alle Konzepte, deren erklärtes Ziel das selbstbestimmte und unabhängige Leben im Alter ist, behandelt sie besonders ausführlich.

Wer in Eigeninitiative ein spezielles Wohnungsprojekt auf die Beine stellen möchte, der erhält in zwei Kapiteln viele Anregungen und Tipps dafür. Besonders lobenswert: Jede der möglichen Wohnkonstellation veranschaulichen Beispiele und erlauben so eine beserer Beurteilung darüber, ob einem selbst, diese Wohnform liegen könnte. Ein weiteres, sehr nützliches Kapitel verweist – wiederum abgestimmt zu den vorgestellten Formen – einige Adressen von zuständigen Behörden oder Anlaufstellen.

Das Buch bietet eine praxisnahe und umfassende Übersicht, die es dem Leser leichter macht zu erkennen, welche Wohnformen den eigenen Ansprüchen am ehesten gerecht werden und wie sie sich realisieren lassen.

Das finden wir besonders praxisnah und hilfreich und geben deshalb

„Wohnen im Alter planen und organisieren“, Sylvia Görnert-Stuckmann, BC Publications GmbH, München 2010

ISBN: 978-3941717-01-5

Buch über das Sterben in Zeiten der Hochleistungsmedizin

Wie wollen wir sterben?

Der Mediziner Michael de Ridder nennt sein Buch selbst „ein ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur“, weil seiner Meinung nach die moderne Medizin beängstigende und grausame Existenzweisen hervorgebracht habe, in die Menschen ohne sie nie geraten wären, weil sie zuvor eines natürlichen Todes gestorben wären.

Deshalb fordert er für Patienten mehr Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende. Trotzdem legt er unmissverständlich dar wie unerlässlich die moderne Medizintechnologie im Rahmen der Behandlung von Akutkrankheiten ist.

Nur deren „uferlose Ausweitung“ kritisiert der für sein gesundheitspolitisches Engagement 2009 ausgezeichnete Mediziner. Weil er immer wieder erleben muss, dass selbst betagte Patienten mit schwersten chronischen Erkrankungen „Wiederbelebungsmaßnahmen unterworfen werden, die praktisch nie erfolgreich enden“.Weil „Patienten mit Herzkreislaufstillstand, dessen Dauer die Wiederbelebungszeit des Gehirns von maximal acht Minuten überschritten hat, wiederbelebt werden“. Mit der Folge, dass diese oft in eine dauerhafte Bewusstlosigkeit (das sogenannte Wachkoma) fallen.

Michael de Ridder stellt deshalb die Frage, ob wir überleben wollen um jeden Preis oder ob wir selbstbestimmt sterben wollen. Weil die seit Jahren andauernde Debatte um das Sterben und die Not und Verzweiflung der Patienten und ihrer Angehörigen, um Beatmung, künstliche Ernährung, um Palliativmedizin und Sterbehilfe oft sehr emotional geführt wird, trägt de Ridder umfassend Fakten zusammen:

  • Wie definiert die Wissenschaft Herztod und Hirntod?
  • Was bedeutet „vegetativer Status“, der umgangssprachlich als Wachkoma bezeichnet wird und sich unterscheidet vom Koma oder vom Zustand minimalen Bewusstseins, dem sogenannten Locked-in-Syndrom?
  • Was kann das Schmerzmittel (z.B. Morphin) bewirken?
  • Wie müssten Mediziner im Bereich Palliativmedizin aus- und fortgebildet werden?
  • Wie wurde aus einer intensivmedizinischen Maßnahme im Laufe der Zeit eine therapeutische Ersatzhandlung bei pflegebedürftigen Demenzkranken ohne jeden nachgewiesenen Nutzen (künstliche Ernährung über eine PEG-Sonde)?

Mit Fallbeispielen belegt er eindringlich, warum viele Ärzte den Tod eines Patienten noch immer als persönliche Niederlage  wahrnehmen, statt in „aussichtlosen Situationen ein friedliches Sterben zu ermöglichen“.  Es sei ihm dabei aufgefallen, dass Angehörige von Schwerstkranken und Sterbenden das, was sinnvollerweise getan und was unterlassen werden sollte, sehr häufig viel sicherer und entschiedener beurteilt, als die Vertreter der Helferzunft – Ärzte, Krankenschwestern oder Altenpfleger. Sie müssten lernen, das Sterben ihrer Patienten „anzunehmen“

An uns alle richtet sich dagegen sein Appell, dass jeder einzelne sich mit der  Aufgabe auseinandersetzen sollte, über sein Lebensende zu entscheiden, also sein Recht auf Selbstbestimmung in Form einer Patientenverfügung wahrzunehmen.

Dieses Buch gibt einen wichtigen Anstoß, sich dem dringend notwendigen Dialog zu stellen: Für alle, die in der Pflege arbeiten ebenso wie für jeden von uns. Weil es dabei auch noch so geschrieben ist, dass auch Pflegelaien alles problemlos verstehen können, gibt es von uns fünf Sterne.

„Wie wollen wir sterben?“, Michael de Ridder, Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2010, ISBN: 978-3-421-04419-8, Preis: 19,95 Euro


Wie wollen wir sterben?

Das Pflegeportal informiert sie auch mit bewegten Bildern. Dafür gibt es jetzt eine eigene Plattform auf dem populären Videoportal „YouTube“.

Hier finden Sie weitere spannende Beiträge:  Wie wollen wir sterben?

Pflege-Ratgeber nach anthroposophischer Lehre

Pflege daheim – ganzheitlich von Mensch zu Mensch aktiv gestalten

Wer mit Waldorfpädagogik und den Lehren von Rudolf Steiner nicht allzu viel anfangen kann, wird im ersten Moment vielleicht etwas zurückzucken. Dabei sind aber die Ziele heutiger  Kranken- und Altenpflege nahezu identisch mit denen, die dieser Ratgeber hat: Er sieht einen kranken oder pflegebedürftigen Menschen in seiner ganzen Person (ganzheitlich), das heißt mit seinen noch vorhandenen Fähigkeiten ebenso wie mit seinen Defiziten, vor dem Hintergrund seiner Biografie und seiner kulturellen Herkunft, mit seiner Persönlichkeit, seinen Glauben oder Nichtglauben.

Der vorgestellte Ratgeber wendet sich vor allem an pflegende Angehörige. Damit auch jemand ohne jedes Wissen über anthroposophische Wertvorstellungen einen einfachen Einstieg bekommt, wird er zunächst kurz eingeführt in das Prinzip der „Salutogenese“, dem Entstehen (Genese) von Gesundheit (Salus). Eine aktive Auseinandersetzung mit den Sinn- und Verständnisfragen des Lebens fördert demnach die Gesundheit. Auf diese Weise könne der Mensch selbst schwierigste Situationen im Leben bewältigen, wenn er verstehe, was dazu geführt hat, wenn er darin einen Sinn entdecke und Handlungsstrategien entwickle.

Das bedeutet also: Jeder Mensch trägt in sich Kräfte zur Selbstheilung – eine grundsätzlich nachvollziehbare Auffassung. In der anthroposophischen Medizin und Pflege bestimmen neben krankheitsbezogenen Heilmaßnahmen deshalb auch besonders die gesundheitsfördernden, präventiven Maßnahmen das Handeln.

Die Herausgeberin Birgitt Bahlmann und ihre zwölf Mitautorinnen kümmern sich ausführlich um diese vorbeugenden Maßnahmen im Rahmen der häuslichen Pflege. Sie beschreiben, wie sich die Risiken für Folgeerkrankungen bei bettlägerigen Menschen, wie zum Beispiel Dekubitus, Kontrakturen, Thrombosen, Pneumonie, vermindern lassen. Es geht auch um die richtige Zahnpflege, Ernährung, Medikamentengabe und den Umgang mit Schmerzen.

Neben Pflegethemen ist ihnen aber auch der pflegende Angehörige besonders wichtig: Wie kann er selbst dafür sorgen, dass er gesund bleibt – körperlich und seelisch? Durchgehend wird zu allen praktischen Erklärungen, Tipps, Checklisten und Tabellen immer auch Lebenshilfe im anthroposophischen Sinne angeboten – eine Option, die man annehmen kann oder auch nicht. Ganz besonders positiv fällt dies auf in den beiden Kapiteln, die sich mit Sterbebegleitung und der Phase nach Pflege und Tod befassen.

Die Gedanken, die hierzu formuliert werden, können zum Nachdenken anregen oder als Orientierungshilfe dienen, ohne dass sich Leser ohne anthroposophischen Hintergrund „missioniert“ fühlen müssen. Dass so etwas gelingen kann, hat uns sehr beeindruckt und deshalb gibt es

„Pflege daheim – ganzheitlich von Mensch zu Mensch aktiv gestalten“, Birgitt Bahlmann (Hrsg.), Salumed-Verlag, Berlin, 2010, ISBN: 978-3-928914-19-2

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Buch mit Gesundheits- und Fitnesstipps für Senioren

Opa, das kannst Du auch: gesund und fit bleiben

Nicht ohne Grund ist die Reihe „Opa, das kannst Du auch“ auf dem Ratgebermarkt ziemlich erfolgreich. Da geben Hans-Dieter Brunowsky (86) und sein Enkel Maximilian Kubenz in so gut wie allen allen Lebenslagen Rat. Die Kooperation zwischen den Generationen hatte sich aus der Praxis heraus entwickelt: Der Enkel erklärte seinem Opa einst alles über Computer. Um nichts zu vergessen, schrieb der Opa damals alles brav mit.

Sein Sohn, tätig als Verleger, vermutete darin großes Potenzial und brachte 2007 die Notizen als Buch heraus: „Opa, das kannst Du auch – Mein Enkel erklärt mir den Computer“ (ISBN-13: 978-3-9811506-0-5). Seitdem haben sich die beiden noch zwei weitere  Themen erarbeitet:

  • „Opa, das kannst Du auch – mein Enkel erklärt mir das Internet“ (ISBN-13: 978-3981150605)
  • „Opa, das kannst Du auch – wir lernen das digitale Fotografieren“ (ISBN-13: 978-3981150629)

Den vorliegenden Gesundheitsratgeber verfasste Brunowsky aber mit seiner Tochter, der Präventionsmedizinerin Dr. Kira Kubenz. Dabei blieb er seinem Prinzip treu, nämlich das Altern mit Humor zu nehmen und im lockeren Dialogstil durchgehend klar und verständlich zu formulieren. Besonders seniorenfreundlich ist die grafische Gestaltung mit großen Buchstaben, großen Zeilenabständen, vielen Abbildungen.

Wer glaubt, hier würden nun die üblichen Themen – gesund essen und Sport treiben – mit mahnendem Zeigefinder abgehandelt, der kennt Opa Brunowsky nicht: Auf 118 Seiten und in acht kurzweiligen Kapiteln geht es ums Altwerden, den Schock, plötzlich Rentner zu sein, um soziale Kontakte, neue Interessen (z.B. PC, Internet, digitale Fotografie), Gehirntraining, natürlich auch um körperliche Fitness und Ernährung.

Der „Opa-Autor“ lebt übrigens in Hamburg, am liebsten segelt er und betreibt außerdem noch einen eigenen Blog.  Cool. Sein Buch ist nicht nur ein Ratgeber, sondern wird als echter Mutmacher zum idealen Geschenk von Enkeln für ihre Großeltern. Deshalb von uns


„Opa, das kannst Du auch – gesund und fit bleiben“, Brunomedia Buchverlag, Köln, 2008, ISBN: 978-398115065

Buch gegen die „Macht der Heimlobby“

Niemand muss ins Heim – ein Plädoyer für die häusliche Pflege

Nachdem Markus Breitscheidel undercover ein Jahr lang in Pflegeheimen recherchierte, deckte er 2005 mit seinem Buch „Abgezockt und totgepflegt“ skandalöse Zustände in den Einrichtungen auf. Nun schrieb er noch das Vorwort zum vorliegenden Buch „Niemand muss ins Heim“.

Bevor der Journalist Lixenfeld aufzeigt, warum eigentlich niemand ins Heim muss – er selbst versteht sein Buch als „Plädoyer für die häusliche Pflege“ – nutzt er die ersten zwei Drittel der insgesamt 284 Seiten, um die komplizierte Zusammenhängen zu entwirren, die bislang dafür sorgten, das alles immer so bleibt, wie es ist.

  • wie Pflege im Minutentakt in der ambulanten Pflege sowohl Pflegekräfte als auch Patienten unter enormen Druck setzt
  • wie die Trennung zwischen Kranken- und Pflegeversicherung für einen menschenverachtende Pflege sorgt
  • welche Verdienstmöglichkeiten der Zukunftsmarkt „Pflege“ Immobilienfonds und Einrichtungsbetreibern bietet
  • und wie erfolgreich die Pflege-Lobby, die weiter mit der stationären Pflege Geld verdienen will, die Entwicklung der Pflegereform mitgestaltet hat.

Sehr eindringlich behandelt er die Thematik rund um die Pflegekräfte aus Osteuropa und Deutschlands größten Pflegedienst, die Familie – beides in den jetzt bestehenden Formen keine befriedigenden Lösungen: Ohne die überwiegend illegalen und ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse mit Frauen aus osteuropäischen Ländern und ohne die aufopfernde Pflegearbeit von Familienangehörigen wäre Pflege in Deutschland inzwischen gar nicht mehr zu schaffen.

Endlich dann kommt das, worauf man 186 Seiten gewartet hat: Niemand muss in den nun sechs vorgestellten Projekten ins Heim. Dieses Kapitel wünschte man gerne sich etwas ausführlicher als nur 50 Seiten.

Im seinem Resümee warnt Lixenfeld vor dem betreutem Wohnen:  Wer die eigene Wohnung aufgäbe und sich an die Betreiber solcher Anlagen binde, dessen Lebensweg führe zwangsläufig in das möglicherweise vom gleichen Träger betriebene Pflegeheim nebenan. Dann fasst er alle zuvor bearbeiteten Themen zusammen und fordert, die stationäre Pflege in kommunale Hände zu geben, damit in den Heimen allein die Qualität der Pflege an erster Stelle stehe, nicht die Gewinnmaximierung.

Zum Schluss wirft der Autor einen neidvollen Blick nach Dänemark, wo seit 1987 kein konventionelles Heim mehr gebaut wurde, sondern Pflegewohnungen betrieben von Wohnungsbaugesellschaften und kontrolliert durch die Kommunen. Bleibt die Frage: Macht eine Kampfansage gegen Pflegeheime aus einem Buch automatisch ein Plädoyer für die häusliche Pflege? Ich glaube, eher nicht und deshalb gibt es


„Niemand muss ins Heim“, Christoph Lixenfeld, Econ/Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin, 2008, ISBN: 978-3-430-30034-8

Buch über einen anderen Umgang mit Demenz

In Ruhe verrückt werden dürfen

Das Durchschnittsalter von Pflegeheimbewohnern liegt zwischen 77 und 81 Jahre, und der Anteil altersverwirrter Menschen in Alten- und Pflegeheimen liegt bei rund 60 Prozent.

Menschen, die in Pflegeheimen arbeiten, müssen ihr Verhalten immer mehr den Bedürfnissen von Menschen anpassen, deren eigene Erlebniswelt sich Schritt für Schritt ver-rückt.

Das hier vorgestellte Buch ist  zwar bereits 1991 verfasst worden, sein Erfolg aber ungebrochen: 2008 wurde es zum 14. Mal aufgelegt. Das liegt vor allem daran, dass die Forderungen nach einem Wandel im Umgang mit demenzkranken Mensche auch heute aktuell und berechtigt erscheinen.

Verfasst haben es zwei Experten in Sachen Altenpflege: Erich Schützendorf und Helmut Wallrafen-Dreisow. Der eine Diplom-Pädagoge, Altenpfleger der andere, beiden arbeiten sie als Lehrbeauftragte an Hochschulen und Fachhochschulen.

Wenn die beiden Autoren „für ein anderes Denken in der Altenpflege plädieren“, dann tun sie dies nicht wortreich oder polemisch. Sie lassen vielmehr die Realität für sich selbst sprechen, indem sie Protokolle aus dem Pflegealltag wiedergeben. Dafür haben sie Fallbeispiele ausgewählt, die anhand von Videoaufzeichnungen dokumentiert werden konnten.

Damit zeigen sie wie “immer wieder Konflikte entstehen zwischen Pfleger/in und Bewohner, an denen oft genug beide Beteiligten leiden, in deren Verlauf aber der Altersverwirrte meist zum Verlierer wird“. Und so plädieren sie dafür, das Pflegepersonal darin zu unterstützen, sich sich von Normen und mit dem Heimalltag verbundenen Zwängen und ebenso von eigenen Wertvorstellung zu lösen.

Nur so könnten sie solche Konflikte auflösen oder ganz vermeiden. Eine solche Verhaltensänderung sei aber nur möglich, wenn sie durch professionelle Praxisbegleitung und Supervision sensibilisert und gefördert würde.  „Man müsste die Zuversicht haben können, in Ruhe den Verstand verlieren zu dürfen, und man müsste mit dem Gefühl leben können, dass die „normalen“ Menschen einen auch als Mensch behandeln werden, wenn man in eine andere Welt ver-rückt ist“ , wünscht sich deshalb das Autorenduo.

Das Buch wendet sich in erster Linie an Pflegepersonal in Heimen, eignet sich aber auch für Angehörige von demenzkranken Menschen. Denn gerade, wer auf der Suche nach einem geeigneten Heimplatz oder nach einer  Demenzwohngemeinschaft sind, muss während eines Besichtigungstermins beurteilen können, wie das Pflegepersonal mit den Bewohnern umgeht – den Blick dafür schärft dieses Buch.

Deshalb von uns


„In Ruhe verrückt werden dürfen“, Erich Schützendorf und Helmut Wallrafen-Dreisow, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2008, ISBN: 978-3-59610516-8

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Ratgeber mit Pflegeanleitung für Pflege-Laien

Angehörige zu Hause pflegen – Pflegehandlungen in Wort und Bild

Es gibt ein ganz klassisches Szenario, wie aus einem Familienmitglied ganz plötzlich ein pflegender Angehöriger wird: Wenn nach einem Notfall oder Unfall der Betroffene  nicht geheilt das Krankenhaus verlässt, sondern nach seiner Rückkehr aus der Klinik oder einer Reha-Einrichtung zu Hause auf vielfältige und intensive Unterstützung angewiesen ist, weil er sich für längere Zeit nicht selbstständig versorgen kann.

Dann ist es nicht nur notwendig, möglichst rasch die Wohnumgebung auf Pflege “umzurüsten”. Ganz besonders wichtig ist für den Angehörigen, sich gut auf den Einsatz als „Pflegekraft“ vorzubereiten: Man braucht eine Art Crashkurs in Sachen Pflege.

Ein guter Einstieg ist der Ratgeber „Angehörige zu Hause pflegen“ von Curd-Jürgen-Bierhinkel. Der Autor betreibt einen ambulanten Pflegedienst und bildet Kursleiter aus, die Schulungen für Angehörige durchführen sollen.

Das Buch zeichnet sich deshalb auch durch seine Praxisnähe aus: Bilder sind sehr anschaulich, seine Informationen kompakt und so formuliert, dass jeder Pflege-Laie problemlos damit zurechtkommt: Es behandelt alle Themen von der Körperpflege, über Hilfe bei Ausscheidungen bis zu vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz vor Folgeerkrankungen. Man erfährt alles Wichtige über Lagerung und die Beobachtung des Pflegebedürftigen, seine richtige Ernährung und die Medikamentengabe.

Auf eine gute Vorbereitung legt der Pflege-Profi besonderen Wert. Und das fängt für ihn vor dem Übergang vom Krankenhaus nach Hause mit der Klärung und Sichtung aller notwendigen Informationen an: Krankheitsbild, Pflegebedarf, gesetzliche Leistungen und Hilfe-Netzwerk. Er erklärt, wie man Pflege-Ablaufplan entwickelt und die Wohnung für die Pflege vorbereitet (Hilfsmittel, Umstrukturierung, Umbauten).

Aber auch der pflegende Angehörige selbst ist Bierhinkel besonders wichtig – denn er weiß, wie schnell diese an ihre pysischen und psychischen Grenzen stoßen. Deshalb nennt er die Warnsignale und gibt Tipps gegen eine drohende Überforderung.

Ein Ratgeber, der praxisnah und kurz gefasst sämtliche Aspekte rund um die häusliche Pflege für Laien verständlich aufbereitet und dabei den pflegenden Angehörigen und seiner seelische und körperlichen Gesundheit nicht aus den Augen verliert.

Dafür gibt es von uns

 

„Angehörige zu Hause pflegen – Pflegehandlungen in Wort und Bild“, Curd-Jürgen Bierhinkel, Urban & Fischer, München, 2008, ISBN: 978-3-437-28270-6

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